Ausgabe 2/2019

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Editorial 2 -2019

Als Maßnahme zur Qualitätssicherung haben die Träger der katholischen Paarberatung in Deutschland (Katholische Bundeskonferenz für Ehe-, Familien- und Lebensberatung, KBK-EFL; Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft  für Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Telefonseelsorge und Offene Tür e.V., Kath. BAG e.V.) seit Beginn der 1990er Jahre in einer Reihe von Studien die Wirksamkeit ihres Beratungsangebotes untersucht (BF I: Untersuchungszeitraum 1990-1993; BF II: Untersuchungszeitraum 1999-2001). Christian Roesler, verantwortlich für BF III (Untersuchtungszeitraum 2012-2015) stellt in seinem Beitrag Die Wirksamkeit von Paarberatung in Deutschland  die zentralen Ergebnisse vor. Bei der aktuellen bundesweiten Studie handelt es sich um die umfangreichste empirische Untersuchung zur Paarberatung in Deutschland. Es ist eine auch im internationalen Vergleich einmalige Datengrundlage generiert worden, die es erlaubt, das Beratungsangebot über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren einzuschätzen. Als wichtiges Ergebnis lässt sich konstatieren, dass Paarbeziehungen nachhaltig verbessert und Trennungen verhindert werden. 40% der Paare profitieren nachhaltig und in einem klinisch bedeutsamen Sinne. Allerdings erleben Paare mit einer anfänglich hohen Belastung kaum eine Verbesserung ihrer Situation und brechen die beraterisch-therapeutische Arbeit oftmals vorzeitig ab.

Unter der Überschrift Paare unterstützen – psychische Störungen verhindern?! loten Christine Kröger und Rudolf Sanders das Potential paarorientierter Interventionen für die Prävention psychischer Erkrankungen bei Erwachsenen und Kindern aus.  In Anlehnung an die konsistenztheoretischen Überlegungen von Grawe wird die herausragende Bedeutung von Paarbeziehungen für die psychische Gesundheit – – in erster Linie auf deren Rolle bei der Befriedigung psychosozialer Grundbedürfnisse zurückgeführt. Dabei werden auch Zusammenhänge zwischen der Partnerschaftsqualität der Eltern und der Entwicklung von Kindern in den Blick genommen und z.B. die Auswirkungen von destruktiven Partnerschaftskonflikten auf Kinder beleuchtet. Vor diesem Hintergrund werden dann die wichtigsten paarbezogenen Präventions- und Interventionsansätze vorgestellt. Insgesamt wird deutlich, dass die Gesundheitspolitik eine wichtige Chance vergibt, wenn paarorientierte Interventionen zukünftig nicht stärker für die Prävention psychischer Störungen bei Erwachsenen und Kindern genutzt werden.

Immer wieder wird diskutiert, ob im Rahmen einer Paarberatung nicht zunächst mit jedem Einzelnen therapeutisch gearbeitet werden müsse, um konstruktive Veränderungen zu ermöglichen.  Eine klare Antwort darauf geben Michael Märtens, Hannspeter Schmidt und Marc Lucas in ihrer Arbeit Einzelberatung und Paarberatung: Unter welchen Umständen ist bei Problemen in der Partnerschaft eine Einzelberatung noch zu vertreten? Befunde einer Effektivitätsstudie der EFL-Beratung im Erzbistum Köln. Diese Studie wurde bereits 2006 als Druckausgabe veröffentlicht. Da die Arbeit die beiden vorangegangenen Beiträge in besonderer Weise ergänzt, soll sie hier auch online zugänglich gemacht werden. Es handelt sich um Teilergebnisse einer prospektiven Evaluationsstudie zur Effektivität der Ehe- und Paarberatung im Erzbistum Köln. Ein bemerkenswerter (wenngleich wenig überraschender…) Befund ist, dass sich Beziehungsprobleme im Paarsetting wesentlich deutlicher verbesserten. Gleichzeitig scheint sich die sexuelle Zufriedenheit im Einzelberatungssetting zu verschlechtern, wenn Beziehungsprobleme hier das zentrale Thema sind.

Dr. Rudolf Sanders

 

 

 

 

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