Ausgabe 3/2019

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Editorial 3-2019

Mit dem ersten Artikel geht Gottfried Wenzelmann der Frage nach, was mit einem „Inneren Kind“ gemeint sein kann, ein Begriff der in der Beratungs- und Therapieszene häufig sehr selbstverständlich genutzt wird. In seinem Beitrag Inneres Kind – wie wir ihm begegnen und Heilung zukommen lassen können erleben wir, wie für ihn Fachliteratur ein Leitfaden werden kann, einen therapeutischen Prozess zu gestalten. Eine wichtige Rolle für den Heilungsprozess spielt für ihn auch die Auseinandersetzung mit religiösen Überzeugungen, Spiritualität und persönlichem Glauben – ein Zugang der in der wissenschaftlichen Literatur zu Beratung und Therapie nach wie vor eine eher untergeordnete Rolle spielt. Er weist darauf hin, wie diese zu förderlichen und heilenden Erfahrungen beitragen können.

Jungen betrachten und erleben die Welt in der Regel bereits geschlechtsdifferenziert, noch bevor sie eingeschult werden Schon in Kindertageseinrichtungen werden Kinder von den pädagogischen Fachkräften entweder als Jungen oder Mädchen gesehen und daraufhin wird unterschiedlich mit ihnen umgegangen. Bezogen auf die Beziehung zu Erwachsenen ist die Grundschulzeit für Jungen die letzte Phase des weiblichen Jahrzehnts, denn sie treffen hier immer noch kaum auf männliche pädagogische Fachkräfte. Dies hat wesentlichen Einfluss auf die männliche Identitätsentwicklung. Wie kann diese gelingend mit Jungen erkundet und reflektiert werden? Denn Männlichkeit ist keine natürliche Gegebenheit, sondern ein relationales Konzept, das sich nur in der Abgrenzung zu anderen Geschlechtlichkeiten zeigen und entwickeln kann. In seinem Beitrag Mit „Man-Map“ arbeiten Männlichkeit(en) strukturiert im Einzelsetting thematisieren stellt Mattias Scheibe eine methodische Möglichkeit vor, den Männlichkeitsentwürfen von Jungen und jungen Männern – getragen von  einer akzeptierend-wertschätzenden pädagogischen Haltung –   kritisch zu begegnen und Geschlechterthemen und alternative Handlungsweisen diskursiv zu erarbeiten.

Auf der Jahrestagung 2019 der DAJEB, der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung, zeigte Stefan Busse mit seinem Vortrag Mit dem Dritten sieht man besser – Triangulierung als beraterische Kompetenz vielleicht für den Einen oder die Andere ganz neue Zugänge in der Beratung auf. Denn Triaden, also Beziehungen zwischen Dreien, prägen unser Leben von Anfang an. Nicht ohne Grund spielen Kinder gerne Vater, Mutter, Kind. Durch dieses Spiel verarbeiten und mentalisieren sie ihre Triangulierungserfahrungen, nämlich die Öffnung der Dyade zwischen Mutter und Kind zum Vater hin. Die Triade begleitet uns durch das ganze Leben in allen Organisationen wie Kindergarten, Schule, Arbeitswelt etc.  Soziale Schieflagen und Konflikte, die Anlässe für die Inanspruchnahme von Beratung bilden, entspringen primär aus Störungen in lebensweltlichen Triaden. Zusammenfassend wies der Referent darauf hin, dass Beratungsbedarf immer dann entsteht, wenn Lebensverhältnisse schlecht trianguliert sind.

Zum Schluss finden sie wieder aktuelle Buchbesprechungen die zum einen die Entwicklung in der Therapie- und Beratungslandschaft aufzeigen, zum anderen aber auch ganz konkrete Hilfestellung für die alltägliche Arbeit mit Ratsuchenden Menschen bieten.

Dr. Rudolf Sanders

 

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