Ausgabe 1/2023

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Editorial 1 – 2023

In der Harvard Study of Adult Development wurden die Leben von über 2000 Personen über 80 Jahre lang untersucht. Revolutionär am Studiendesign war für die damalige Zeit, dass die Untersuchung von Anfang an darauf fokussierte, was zum Wohlbefinden von Menschen beiträgt und nicht die Frage, was krank macht. Es ist letztlich ein einziger Faktor, der sich bei der Harvard-Studie und anderen internationalen Langzeitstudien als eindeutig am wichtigsten herausstellt, es sind gute Beziehungen. Damit sind nicht unbedingt nur Paarbeziehungen gemeint, sondern auch Freundschaften, Familie, Kolleginnen und Kollegen, Nachbarschaftsbeziehungen oder Zufallsbegegnungen. Tanja Traxler fasst diese Ergebnisse in ihrem Artikel Jahrzehntelange Studie enthüllt, was uns wirklich glücklich macht zusammen, der hier nachzulesen ist:

https://www.derstandard.at/story/2000142991328/jahrzehnte-lange-studie-enthuellt-was-uns-wirklich-gluecklich-macht?ref=article 

Diese Suche nach Glück führt viele Paare in die Beratung.  Seit über 30 Jahren ist es das Anliegen von Rudolf Sanders, ihnen zu helfen, in ihrer Beziehung zufrieden und glücklich zu werden. Dass dabei nicht eine einzelne spezifische Methode die entscheidende Rolle spielt, sondern unterschiedliche Faktoren zusammenkommen beschreibt er in seinem Aufsatz Partnerschule als Kontextmodell in Ehe-, Partnerschafts- und Familienberatung.  Gleichzeitig hat Partnerschafts- und Familienberatung einen wichtigen Einfluss auf das Miteinander und das Gedeihen, so wird diese zur Prävention trennungs- und scheidungsbedingter gesundheitlicher Beeinträchtigungen.

Auf der Grundlage einer Online-Befragung von 30 Berater*innen in der psychosozialen Beratung gehen Annette van Randenborgh & Kira Barlag in ihrem Artikel Gleicher Einsatz trotz ungleicher Rollen? Über die Koproduktion von Beratenden und Klient*innen in der psychosozialen Beratung der Frage nach, wie unterschiedlich der Einsatz der Klient*innen auf der einen Seite und der Berater*innen auf der anderen Seite zum Erfolg des gemeinsamen Prozesses beiträgt. Resümierend kommen die Autorinnen zu der Feststellung, dass aus Sicht der Fachkräfte aus der psychosozialen Beratung ein Beratungsergebnis in wahrgenommener Koproduktion entsteht. Dabei wird der eigene Anteil der Verantwortung von den Beratenden deutlicher höher eingeschätzt als der von den Klient*innen. Damit bestätigen sie mit ihrer Untersuchung, dass die zentrale Verantwortung für den Erfolg einer Therapie oder eines Beratungsprozesses, bei der Beraterin oder dem Berater besteht.

In seinem Aufsatz Kinder und Jugendliche bei schweren Verlusten begleiten – ein beziehungsorientierter Traueransatz -Verluste bei Kindern und Jugendlichen als Bindungstrauma macht Roland Kachler sehr praxisnah deutlich, wie es gehen kann, das auch Verstorbene noch  einen Platz in der Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen, etwa als ein Ego State bekommen können. Ziel dabei ist es, dass die Trauer – nicht der Verstorbene! – nach und nach verabschiedet werden kann.

Darüber hinaus finden Sie wieder eine Fülle an aktuellen Buchbesprechungen.

Ich wünsche Ihnen gute Anregungen und Impulse bei der Lektüre

Ihr

Rudolf Sanders

 

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