Ausgabe 1/2019

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Editorial 1 – 2019

Diese Ausgabe knüpft inhaltlich an das Herbstheft 2018 (3/2018) an, das den „Auftakt“ für eine Auseinandersetzung mit den Grundlagen und Besonderheiten psychosozialer und sozialtherapeutischer Beratungsprozesse in der Klinischen Sozialarbeit bildete. Im vorliegenden Heft rückt vor allem die konkrete Ausgestaltung von Beratungsprozessen mit bestimmten Zielgruppen und in spezifischen Arbeitsfeldern in den Mittelpunkt des Interesses.

Christopher Romanowski gibt in seinem Beitrag Kinder, Jugendliche und deren Familien in Multiproblemlagen: Skizzierung einiger Herausforderungen für die sozialtherapeutische Beratung in der Jugendhilfe einen spannenden und facettenreichen Einblick in die konkrete Fallarbeit in der Kinder- und Jugendhilfe. Es wird deutlich, dass der Komplexität der Problemlagen, die allzu oft prekäre Lebensbedingungen, gravierende familiale Konflikte und psychische Störungen umfassen, nur mit einem polyfokalen sozialtherapeutischen Beratungsansatz angemessen begegnet werden kann. Entsprechende Aufgaben bestehen unter anderem darin, überhaupt einen angemessenen Zugang und Kontakt zu ermöglichen, der Heranwachsende und ihre Familie „erreichbar“ macht, den Überblick angesichts hochkomplexer Belastungsdynamiken zu behalten und die notwendige Vernetzung und Kooperation, z.B. mit Schule und/oder Jugendpsychiatrie/-psychotherapie zu gestalten. Durch die Einblicke in den Fallverlauf entsteht ein anschauliches Bild, wie diese anspruchsvollen Beratungsaufgaben gelingen können, ohne sich als Fachkraft in der Unübersichtlichkeit der Hilfebedarfe oder in falsch verstandenen Ansprüchen an „Problemfreiheit“ zu verlieren.

„Echt ätzend, dass ich hierherkommen muss…“ – Beratung mit (noch) nicht-kooperativen Jugendlichen wird von Christian Paulick und Sandra Wesenberg auf sensible und ressourcenorientierte Weise beleuchtet. Gerade hochbelastete Jugendliche und/oder Jugendliche, die den Zugang zu Beratung als „erzwungen“ erleben, haben oftmals ungute Erfahrungen in der Begegnung mit Erwachsenen gemacht. Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass Jugendliche Angst, Misstrauen, Resignation und mitunter offene Reaktanz in die Beratung hineintragen. Besonders entscheidend ist dann der Beginn des Beratungsprozesses: Wenn Jugendliche Vertraulichkeit und Vertrauen erfahren, wenn sie echtes Interesse an ihnen und ihren Schwierigkeiten spüren, wenn ihre Unfreiwilligkeit gewürdigt und Autonomieerleben ermöglicht wird, kann gleichwohl eine tragende Beratungsbeziehung entstehen. Damit dies gelingen kann, sind Berater*innen in besonderer Weise gefordert, sich mit Fragen nach Freiwilligkeit versus Zwang, Macht und Widerstand, Schweigepflicht und Auftragsklärung achtsam auseinander zu setzen.

Rita Hansjürgens setzt sich schließlich mit Suchtberatung als komplexe Hilfe Klinischer Sozialarbeit auseinander. Sie plädiert dafür zwischen der Funktion und der Organisation Suchtberatung zu differenzieren. In ihrem Beitrag werden die vielfältigen Aufgaben und Funktionen ausgelotet, die sich mit Suchtberatung verbinden. Hierzu gehören sowohl diagnostische Vorgehensweisen (z.B. im Sinne eines multiperspektivischen Fallverstehens) als auch beratende, begleitende und vermittelnde Tätigkeiten.

Prof. Dr. Christine Kröger

 

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