Dieses Heft möchte den Blick nach vorne öffnen und zur persönlichen und fachlichen Standortbestimmung einladen. Berührend und auch gleichzeitig zur eignen Reflexion herausfordernd liest sich der Satz von Christine Holch aus dem Beitrag „Zieh dich aus, du Schlampe“ über die Folgen des jahrelangen sexuellen Missbrauchs von „Lea“: „Und es fragt nie jemand nach. So sagt sie es. In der Tat, in den Arztberichten der diversen Psychiatrien findet sich nichts dazu.“ Damit soll die Aufmerksamkeit dafür geschärft werden, dass gerade in den persönlichen- und paarbezogenen Beratungen und Therapien sexuelle Gewalt und – Missbrauch nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden kann.
Rudolf Sanders legt mit dem Text „Abschied vom Dampfkessel Modell – Bindungsorientierte und achtsamkeitsbasierte Sexualtherapie“ eine Auswertung seiner Beratungserfahrung und der von ihm verarbeiteten Literatur zur Sexualität / Beratung und Therapie vor. Ein Schwerpunkt ist dabei die Zuordnung des eigenen und gemeinsamen Erlebens in historische und religiöse Kontexte in Bezug auf die damit verbundenen Impulse, die sich in der Lebenszufriedenheit niederschlagen können. Der Leser wird zur eigenen Stellungnahme und Positionierung angeregt.
Ein weiterer Impuls für die eigene Arbeit ergibt sich aus „Malen und Zeichnen im Coaching und Beratung“ von Sabine Mertens. Sie stellt dar, wie man Bilder für Coaching- und Beratungsprozesse nutzt und wann es sich besonders lohnt, diese von den Klienten selbst malen zu lassen. Damit könnte für entsprechende Fragestellungen und zu bearbeitende Themen ein Instrument zur Verfügung stehen, welches bis dahin noch nicht erkannte und formulierte Phänomene ins Wort bringen könnte.
Zu empfehlen ist die umfangreiche Literaturbesprechung.
Dr. Notker Klann