Ausgabe 2/2023

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Editorial 2 – 2023

Wenn ich mir Jahresberichte von Ehe-, Paar-, Familienberatungsstellen anschaue, so staune ich, dass ich häufig auf die Tatsache stoße, dass Paarberatungen nach fünf Sitzungen beendet sind. Zuletzt wurde diese Zahl im Gespräch mit der Presse zur Verabschiedung in den Ruhestand der Verantwortlichen für diesen Bereich des Erzbistums Paderborn bestätigt. Notker Klann (2013) machte schon in dieser Zeitschrift auf dieses Phänomen aufmerksam. Angesichts der vorliegenden Daten zur Ausgangssituation der Klienten bezogen auf die Qualität der Beziehung, der Anzahl der streitintensiven Konflikte, der Intensität der depressiven Verstimmung und der subjektiv empfundenen Beeinträchtigung durch körperliche und seelische Allgemeinbeschwerden des Einzelnen stellte er die Frage: Bekommen Ratssuchende in der Beratung, was sie suchen?

Vielleicht ist eine Spur zu diesem Phänomen darin zu finden, dass die Systemische Paartherapie, die institutionelle und durch (Kirchen-) Steuermittel finanzierte Paarberatung dominiert. In seinem Aufsatz Lässt sich alles integrieren? oder Was genau ist eigentlich systemisch – und was nicht? Ein Plädoyer für Unterscheidungen, die einen Unterschied machen setzt sich Christian Roesler kritisch mit der ST auseinander. Pointiert in seinem Engagement für die Paare in der Fragestellung, ob auf der einen Seite das Herstellen von emotionaler Sicherheit in der Beziehung zum Therapeuten nicht wichtiger ist als das Gegenteil, nämlich die Infragestellung, Perturbierung oder gar Verstörung von Sichtweisen der Klienten.

Bekannterweise nimmt der Druck auf die Kolleg*innen in Beratungsstellen, in Jugendämtern angesichts der hohen Nachfrage gerade in Fragen von Partnerschaft, Trennung und Scheidung zu. Da stellt sich verständlicherweise die Frage, wie trotzdem möglichst vielen eine Beratung angeboten werden kann. In ihrem Aufsatz Potentiale der Kurzzeitmediation in der Trennungs- und Scheidungsberatung erwägt Laura Best die Vor- und Nachteile dieser Vorgehensweise.

Seit ich vor über 30 Jahren mit der Paarberatung begonnen habe, kenne ich sehr gut diesen Druck aus der Leitung der Beratungsstelle Hagen & Iserlohn. Am intensivsten spüren diesen sicherlich die Sekretärinnen, wenn sie immer wieder Ratsuchende auf eine schier nicht enden wollende Warteliste schreiben müssen. Diesen Druck geben diese dann an uns weiter: „Rudolf, da hat sich ein Paar mit zwei kleinen Kindern gemeldet, kannst Du die nicht irgendwie noch dazwischen nehmen?“

Gleichzeitig gibt es eine Menge an gut ausgebildeten Berater*innen, die allerdings nicht das Glück hatten, nach ihrer Ausbildung eine Anstellung an einer Beratungsstelle oder vielleicht nur mit wenigen Stunden bekommen zu haben. Oder sie müssen erleben, wie diese Stellen jetzt im Bistum Eichstätt heftig zusammengestrichen werden. Nicht wenige fragen sich: Und was dann? Der Schritt in die Freiberuflichkeit scheint für viele dann doch zu groß zu sein. Dieses Dilemma hat Monika Wacker aufgegriffen und zeigt in ihrem Artikel Paartherapie-direkt.de – Ratsuchende und qualifizierte Berater*innen zusammenbringen einen Weg aus einer Opfer- oder Erdulderhaltung in eine Gestalterhaltung.

In den Buchbesprechungen möchte ich insbesondere auf Robert Waldinger und Marc Schulz, The Good Life  ….und wie es gelingen kann – Erkenntnisse aus der weltweit längsten Studie über ein erfülltes Leben hinweisen. Wenn sie die Erkenntnisse daraus „eindampfen“ müssten, lautet die “Glücksformel”: Nichts ist so wichtig für die Gesundheit, Glück und persönliches Aufblühen wie gute erfüllende Beziehungen. Das sollte uns allen Ansporn sein, Ratsuchenden all das, was sie dafür brauchen, wirklich auch zur Verfügung zu stellen.

Zum Schluss geht mein herzlicher Dank an Dr. Christine Kröger, Professorin an der Hochschule in Coburg für ihre Mitherausgeberschaft dieser Zeitschrift seit der Ausgabe 3 – 2017. Die wachsenden beruflichen Herausforderungen lassen ihr keine Zeit mehr für dieses ehrenamtliche Engagement.

Ich wünsche Ihnen gute Anregungen und Impulse bei der Lektüre!

Ihr  

Rudolf Sanders

Klann, N. (2013): Thema verfehlt? Grundsatzreferate zu 50 Jahre Bundesverband. Beratung Aktuell 14, Nr.3, 29-41.

http://beratung-aktuell.de/wp-content/uploads/2019/11/BA-3-2013.pdf

 

Ausgabe 1/2023

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Editorial 1 – 2023

In der Harvard Study of Adult Development wurden die Leben von über 2000 Personen über 80 Jahre lang untersucht. Revolutionär am Studiendesign war für die damalige Zeit, dass die Untersuchung von Anfang an darauf fokussierte, was zum Wohlbefinden von Menschen beiträgt und nicht die Frage, was krank macht. Es ist letztlich ein einziger Faktor, der sich bei der Harvard-Studie und anderen internationalen Langzeitstudien als eindeutig am wichtigsten herausstellt, es sind gute Beziehungen. Damit sind nicht unbedingt nur Paarbeziehungen gemeint, sondern auch Freundschaften, Familie, Kolleginnen und Kollegen, Nachbarschaftsbeziehungen oder Zufallsbegegnungen. Tanja Traxler fasst diese Ergebnisse in ihrem Artikel Jahrzehntelange Studie enthüllt, was uns wirklich glücklich macht zusammen, der hier nachzulesen ist:

https://www.derstandard.at/story/2000142991328/jahrzehnte-lange-studie-enthuellt-was-uns-wirklich-gluecklich-macht?ref=article 

Diese Suche nach Glück führt viele Paare in die Beratung.  Seit über 30 Jahren ist es das Anliegen von Rudolf Sanders, ihnen zu helfen, in ihrer Beziehung zufrieden und glücklich zu werden. Dass dabei nicht eine einzelne spezifische Methode die entscheidende Rolle spielt, sondern unterschiedliche Faktoren zusammenkommen beschreibt er in seinem Aufsatz Partnerschule als Kontextmodell in Ehe-, Partnerschafts- und Familienberatung.  Gleichzeitig hat Partnerschafts- und Familienberatung einen wichtigen Einfluss auf das Miteinander und das Gedeihen, so wird diese zur Prävention trennungs- und scheidungsbedingter gesundheitlicher Beeinträchtigungen.

Auf der Grundlage einer Online-Befragung von 30 Berater*innen in der psychosozialen Beratung gehen Annette van Randenborgh & Kira Barlag in ihrem Artikel Gleicher Einsatz trotz ungleicher Rollen? Über die Koproduktion von Beratenden und Klient*innen in der psychosozialen Beratung der Frage nach, wie unterschiedlich der Einsatz der Klient*innen auf der einen Seite und der Berater*innen auf der anderen Seite zum Erfolg des gemeinsamen Prozesses beiträgt. Resümierend kommen die Autorinnen zu der Feststellung, dass aus Sicht der Fachkräfte aus der psychosozialen Beratung ein Beratungsergebnis in wahrgenommener Koproduktion entsteht. Dabei wird der eigene Anteil der Verantwortung von den Beratenden deutlicher höher eingeschätzt als der von den Klient*innen. Damit bestätigen sie mit ihrer Untersuchung, dass die zentrale Verantwortung für den Erfolg einer Therapie oder eines Beratungsprozesses, bei der Beraterin oder dem Berater besteht.

In seinem Aufsatz Kinder und Jugendliche bei schweren Verlusten begleiten – ein beziehungsorientierter Traueransatz -Verluste bei Kindern und Jugendlichen als Bindungstrauma macht Roland Kachler sehr praxisnah deutlich, wie es gehen kann, das auch Verstorbene noch  einen Platz in der Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen, etwa als ein Ego State bekommen können. Ziel dabei ist es, dass die Trauer – nicht der Verstorbene! – nach und nach verabschiedet werden kann.

Darüber hinaus finden Sie wieder eine Fülle an aktuellen Buchbesprechungen.

Ich wünsche Ihnen gute Anregungen und Impulse bei der Lektüre

Ihr

Rudolf Sanders

 

Ausgabe 2/2022

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

G. Bodemann (2006) stellte in einer Positionsbestimmung in der Paar- und Familienpsychologie in der Zeitschrift für Familienforschung  fest: „Im angelsächsischen Raum, vor allem in den USA, ist die Paarforschung ein eigenständiger Forschungsbereich und es gibt eine eigenständige Scientific Community, die hier im deutschen Sprachraum noch sehr unterentwickelt ist. Dieses spiegelt sich auch in der Menge an amerikanischen Fachzeitschriften in diesem Forschungsfeld wider. Im deutschen Sprachraum gibt es kaum einschlägige Fachzeitschriften zu Paarforschung und keine zur Paartherapie“.

Konkret auf Beratung Aktuell gilt zu konstatieren, dass seit der 1. Ausgabe 2000 in den bisher erschienenen 88 Ausgaben von den 280 Artikeln 130 sich explizit auf Paarthemen einschließlich den Beiträgen zur Paarforschung in Deutschland beziehen und 32 auf Kinder und Jugendliche. Deutlich wird an diesen Zahlen, wie  sich hier die Realität der Inanspruchnahme und deren fachliche Weiterentwicklung der institutionellen Beratungsstellen, insbesondere der Ehe-, Partnerschafts-, Familie-, Lebens-, und Erziehungsberatung abbildet.

Auch in dieser Ausgabe wenden wir uns wieder diesem Thema zu. Angesichts der großen Bedeutung, die gelingende Paarbeziehungen für die Betroffenen selber, für ihre Kinder und auch für das gesellschaftliche Miteinander haben, hatte sich die DAJEB Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend und Eheberatung in ihrer Jahrestagung 2022 im März für eine Qualitätsoffensive (für die!) Paarberatung entschieden. Die Vorträge von Katharina Klees Traumasensible Paarberatung und Christian Rössler Paarbeziehung als Bindung und emotionsfokussierte Paartherapie veröffentlichen wir in dieser Ausgabe.

Barrieren können in der Sozialen Beratung in unterschiedlichster Weise auftreten und dazu führen, dass die Inanspruchnahme von Angeboten für Adressat*innen erschwert oder gar verhindert wird. In ihrem Beitrag Eyes on Barrieren! Aspekte aus Theorie und Praxis für eine barrie-refreie(re) Beratung  legen Franziska Geib & Gunda Rosenauer den

Fokus nicht nur auf strukturelle Barrieren wie fehlende bauliche Maßnahmen oder Hilfsmittel, sondern auch auf Barrieren der professionellen Handlungsebene. Vermittels zweier Praxisbezüge – den Einblick in das Praxisforschungsprojekt „Barrierefrei beraten“ von Gunda Rosenauer und den Erfahrungen der Arbeit mit schwerhörigen und tauben Menschen von Franziska Geib – werden Aspekte für die professionelle Auseinandersetzung mit vielfältigen Barrieren, die in Beratungskontexten entstehen können, aufgezeigt.

In den Buchbesprechungen empfehle ich  insbesondere die Veröffentlichung von Bruce E. Wampold, Zac E. Imel, Christoph Flückiger Die Psychotherapie Debatte – Was Psychotherapie wirksam macht hinweisen. Sie plädieren für einen Abschied vom spezifischen Wirksamkeitsmodell in Beratung und Psychotherapie hin zu einem kontextuellen Metamodell.

Ich wünsche Ihnen gute Anregungen und Impulse bei der Lektüre

Ihr

Rudolf Sanders

Literatur:
Bodemann, G. (2006): Positionsbestimmung in der Paar- und Familienpsychologie.
Zeitschrift für Familienforschung 18 (2), S. 148–170.

Ausgabe 1/2022

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Vielen von Ihnen ging es sicherlich so wie Friederike von Tiedemann, als sie sich durch die Pandemie herausgefordert sah, plötzlich viele Beratungen im Online Setting durchführen zu müssen. Sie beschreibt in ihrem Artikel Paarprozesse online – Grenzen und Möglichkeiten der digitalen Beratungsform ihre Erfahrungen. Zunächst immer wieder die Frage, ob das mit der Technik klappt, ob man gehört wird und kommt dann zu dem Resümee: Veränderungsrelevant ist, was mit einem Affekt einhergeht. Emotionales Erleben in den Begegnungsraum des Paares zu bringen, ist auch am Screen möglich! Mehr, als manch einer erwartet hätte. Ich hoffe, dieser Erfahrungsbericht ermuntert dazu, hier weiter auszuprobieren.

Birgit Knatz ist Pionierin der Online-Seelsorge und Online-Beratung. 1995 war sie maßgeblich daran beteiligt, dass die Telefon-Seelsorge Deutschland, als erste deutschsprachige Beratungsstelle, „ins Internet gebracht wurde“. Vor mehr als 20 Jahren hat sie das Vier-Folien-Konzept entwickelt, das heute zum Standard in der Online-Beratung und Internetseelsorge geworden. In ihrem Artikel Digitale Beratungsformate und ihre Besonderheiten für die Beratung macht sie deutlich, dass Online-Beratung mehr ist als die Ersetzung von face-to-face Beratung in ein Videoformat. Mailen und Chatten sind schon mehr als 25 Jahren gängige digitale Beratungsformate. Seit einigen Jahren ist auch die Beratung über Sprachnachrichten möglich. Alle digitalen Beratungsformate können flexibel eingesetzt werden und wirken für sich, als auch zur Ergänzung der face-to-face-Beratung oder an eine Heranführung zur Therapie. Der Artikel zeigt Merkmale und Besonderheiten der vier Online-Beratungsformate und die Handhabung für (Online) Beratende auf.

Kritisch setzt sich Christian Rösler mit der Möglichkeit der internetbasierten Beratung und Therapie in seinem Artikel Tele-Analyse – Psychotherapie über technische Medien und die Konsequenzen für Interaktion und Beziehung auseinander. Er stellt, hinsichtlich der neuen Medien die zentrale Frage: Entheben die technischen Möglichkeiten des dauernden imaginären Anwesend-Sein-Lassens die Individuen von der Notwendigkeit der Symbolisierung? Welche psychischen Strukturen entstehen – oder entstehen nicht – wenn ich jederzeit die Möglichkeit habe, einem Therapeuten eine E-Mail zu schreiben oder aber bei aufkommenden Schwierigkeiten die Beziehung jederzeit über die Exit-Funktion verlassen kann? Empirisch zeigt sich ja schon, dass die vielen Vorteile des virtuellen Kontaktes natürlich auch eine Vermeidung von realen zwischenmenschlichen Kontakten fördern können, was gerade für bestimmte Personen, die Psychotherapie suchen, zu einer weiteren Isolation und Vereinsamung führen kann. Aus eben diesem Grund können rein virtuelle therapeutische Kontakte eine Flucht in eine virtuelle irreale Welt fördern.

Wir wünschen Ihnen, dass die Literatur dieser drei unterschiedlichen Beiträge Ihnen hilft zu experimentieren und eine eigene Position für sich herauszufinden. Denn das ist das Entscheidende, dass wir als Therapeut*innen und Berater*innen hinter dem was wir tun, auch stehen können.

In den Buchbesprechungen weisen wir besonders auf das Buch von William Isaacs, Dialog als Kunst gemeinsam zu denken hin. Es eröffnet ganz neue Möglichkeiten, etwa im Rahmen der Beziehungstherapie zu Lösungen zu kommen, an die vorher keiner der jeweils Beteiligten gedacht hat.

Gute Anregungen und Impulse bei der Lektüre wünschen Ihnen

Christine Kröger und Rudolf Sanders

Ausgabe 4 – 2021

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Qualifizierte Paarberatung ist von hoher Bedeutung – nicht nur für Paare selbst, auch und vor allem für die Kinder, mit denen sie den Alltag teilen und letztlich auch für den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt. Empirische Daten über die Motivationen und Hürden von Paaren, die sich dazu entscheiden, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, gibt es im deutschsprachigen Raum bislang so gut wie gar nicht. Diese Forschungslücke war Ausgangspunkt, im Rahmen des Masterstudiums der Klinisch-therapeutischen Sozialen Arbeit an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Aachen eine explorative Feldstudie zu realisieren. In ihrem Aufsatz Inanspruchnahme von Paarberatung als professionelle Hilfe bei Beziehungsproblemen stellen Sarah Ledwon & Mathias Berg die Ergebnisse einer naturalistischen und explorativen Studie in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung dar.

Ebenfalls höchst aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang eine Recherche zu paartherapeutischen Angeboten von Katharina Klees unter anderem aus dem Internet.  Angesichts dieser Erkundung kommt sie in ihrem Aufsatz zu der Fragestellung: Kann Paartherapie schaden? Brauchen wir einen Schutz für Familien in Not?

Laut Roth und Ryba (2016, S. 79) sind beide Dienstleistungen, Psychotherapie und Coaching, zwei Pole eines Kontinuums, mit einem Überschneidungsbereich, der viel größer ist, als bisher angenommen. Unter diesem Blickwinkel ist der Artikel von Alexander Schmidt und Andreas Glatz Coaching durch Vorgesetzte in der Finanzdienst­leistungsbranche – zu Eignung, Ethik, Quantität und Effektivität ein wichtiger Beitrag zu dem Feld. Denn in der betrieblichen Praxis werden vielerorts so genannte Vorgesetzten-Coachings durchgeführt. Welche davon tatsächlich als Coaching gewertet werden dürfen, ist jedoch zunächst unklar. Auf Basis der wissenschaftlichen Literatur werden daher in Bezug auf das Vorgesetzten-Coaching vier Mindestkriterien (berufliches Anliegen, Freiwilligkeit, Vertraulichkeit, Weiterentwicklung eines individuellen Lernprozesses), fünf Add-on-Kriterien (ausreichend Zeit, mitarbeiter*innenseitige Veranlassung, ethische Reflexion, Persönlichkeit des/der Vorgesetzten ist förderlich für das Beratungs-gespräch, für Mitarbeiter*in angemessene Lösung gefunden) und sieben Gelingensaspekte herausgearbeitet.

Im Bereich der Paar- und Familienberatung sind frühe Strukturen häufig der Grund, die Klient*innen eine Beratungsstelle aufsuchen lassen. So empfehlen wir ausdrücklich Gerd Rudolf: Strukturbezogene Psychotherapie. Leitfaden zur psychodynamischen Therapie struktu­reller Störungen in den Buchbesprechungen.

Gute Anregungen und Impulse bei der Lektüre wünschen Ihnen

Christine Kröger und Rudolf Sanders

Ausgabe 3/2021

Ausgabe 3 – 2021

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

dass im beraterischen als auch therapeutischen Arbeiten mit Men­schen, kein Zugang der einzig Richtige ist, war schon vor mehr als 50 Jahren Hilarion Petzold, Ilse Orth, Johanna Sieper, eine wichtige Erkenntnis. So haben sie gemeinsam das Integrative Verfahren ent-wickelt. In ihrem Artikel „14 plus 3“ Einflussfaktoren und Heilprozesse im Ent­wicklungs­geschehen: Belastungs-, Schutz- und Resilienz-faktoren – Die 17 Wirk- und Heilfaktoren in den Prozessen der Integrativen Therapie wird dieser nie abgeschlossene Entwicklungs­prozess deutlich. Zunächst einmal werden 14 Wirkfaktoren vorgestellt, die diese erstmals 1993 beschrieben haben. Aus wachsender Erkenntnis therapeutischer Beobachtung heraus wurden diese um drei weitere ergänzt: 15. Förderung eines lebendigen und regelmäßigen Naturbezugs, 16. Vermittlung heilsamer ästhetischer Erfahrungen und 17. Synergetische Multimodalität. Deutlich werden Überschneidungen der Ansätze der „Psychologischen Therapie“ von Klaus Grawe und der „Integrativen Therapie“. Nicht ohne Grund, denn Petzold lehrte von 1980-1989 als Gastprofessor am Institut von Grawe erlebnis­aktivierende Therapieverfahren und arbeitete als Supervisor mit den Mitarbeitern der psychologischen Praxisstelle dieser Abteilung. So zeichnen sich beide Ansätze durch eine methodenintegrative Ausrichtung aus. Der vorliegende Artikel bietet die Möglichkeit, Einblick in den Ansatz des Integrativen Verfahrens zu bekommen als ein methodenübergreifendes, differentielles und ganzheitliches.

Auf dem Hintergrund des Integrativen Verfahrens stellt Christoph Kriescher in seinem Artikel Partnerschaft und Substanzstörung die Arbeit mit Angehörigen suchterkrankter Menschen vor. Da Sucht­erkrankungen nicht nur Körper und Psyche der Betroffenen schädigen, sondern auch das soziale Netzwerk, bekommt die Begleitung und der Einbezug der Angehörigen, um dysfunktionales Verhalten zu thematisieren, für die Rückfallprophylaxe nach der Behandlung eine zentrale Bedeutung. Auf der Grundlage sozialpsychologischer und klinischer Überlegungen begründet wird das Konzept der Angehörigen­seminare der salus-klinik vorgestellt.

In den Buchbesprechungen sei insbesondere auf den Sammelband Climate Action – Psychologie der Klimakrise – Handlungshemmnisse und Handlungsmöglichkeiten hingewiesen.  So wünschen sich laut einer Umfrage zwischen 82% und 94% der Befragten den Umwelt- und Klimaschutz als Voraussetzung für geplante Investitionsprogramme, 86% der Deutschen sind sogar zu deutlichen Einschränkung ihres Lebensstils bereit, um das Klima zu schützen. Aber wie kommt es, dass trotz dieser expliziten Aussagen so wenig politische Konsequenzen folgen? Genau das ist das Thema, dem sich die Autor*innen, alles Mitglieder der Psychlogist/Psychotherapists for future (Psy4F), widmen und dazu namhafte Wissenschaftler, Klimaaktivisten aus der bio-psycho-sozialen und ökologischen Community zu Beiträgen gewinnen konnten.

Eine anregende Lektüre wünschen Ihnen

Ihre

Christine Kröger & Rudolf Sanders

Ausgabe 2/2021

Ausgabe 2 -2021

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Der Lockdown im Rahmen der Corona Pandemie wurde notwendig, um unsere Gesundheit vor den Folgen einer lebensbedrohlichen Krankheit zu schützen. Die körperliche Gesundheit stand im Vordergrund. Dabei wird leicht übersehen, dass wir weit mehr sind als nur ein Körper. Wir haben einen Körper, aber wir sind Leib. So ist die Art der Zwischenleiblichkeit als Psychoimmunologie wesentlich für unsere physische Gesundheit. Häusliche Gewalt bedeutet permanent auf der Hut sein zu müssen, um sich vor Angriffen verbaler oder körperlicher Art zu schützen. Der Ort, wo man zu Hause ist, jemanden hat, mit dem man die Sorgen und Nöte, aber auch die Freuden des Lebens teilt, wo man Kindern ein Nest bietet, in dem sie sich entwickeln können, wird zu einem Ort der Anspannung.  Es ist wie das Gehen auf dünnem Eis – man muss dauernd damit rechnen einzubrechen. Und dieser Stress macht krank!

Durch den Lockdown wurde diese Enge zu Hause umso bedrohlicher, weil es kaum Ausweichmöglichkeiten gab. Meist sind Frauen und Kinder im Blick, wenn es um häusliche Gewalt geht. Männer werden stereotyp als Täter identifiziert. Dies trifft sicherlich häufig zu, aber es gibt eine nicht zu unterschätzende Zahl von Männern, die ihrerseits Opfer häuslicher Gewalt durch ihre Frauen werden. Diesem Thema widmet sich Georg Fiedeler in seinem Beitrag Partnerschaftsgewalt gegen Männer.

Wie schaffen es Menschen mit psychosozialen Problemen eigentlich zu den entsprechenden Hilfsangeboten? Am Beispiel einer Studie aus Ostbayern wurden im Rahmen eines studentischen Forschungs-projektes 24 Erwachsene befragt. Dabei wurde festgestellt, dass niederschwellige und kostenlose Angebote kaum bekannt sind und stattdessen Internet-Suchmaschinen die Suche nach Anlaufstellen bestimmen. Daraus lässt sich schließen, dass für die Betroffenen keine transparenten Beurteilungsmöglichkeiten für die gefunden Ergebnisse vorhanden sind. Deshalb plädiert Agnes Nocon in ihrem Aufsatz Hilfesuchverhalten bei psychischen Problemen in Ostbayern aufgrund der Untersuchungsergebnisse dafür, dass neben einer besseren Ausstattung, Angebote zur Versorgung im Bereich der psychischen Gesundheit begleitet werden von Maßnahmen der Gesundheits-kompetenz.

Paare, die in eine Beratung kommen und nach ihrem Ziel gefragt werden, sprechen häufig explizit davon, Kommunikation und Miteinander verbessern zu wollen oder einfach davon, dass sie sich auseinandergelebt haben und nicht weiterwissen. Sie spüren, dass ihr Miteinander ihnen nicht guttut, dass ihre Kinder darunter leiden, aber sie wissen nicht, wie sie dies verändern können. In seinem Aufsatz Emotionsregulierung in nahen Beziehungen und ihre Veränderung durch Erfahrungen der Selbstwirksamkeit in der Arbeit mit Paaren verortet Rudolf Sanders die Ursachen dieses Leids in Quellen traumatischer Kindheitserfahrungen. Indem diese dechiffriert werden und ein Erfahrungsraum für Selbstwirksamkeit hinsichtlich der intimen Bedürfnisse nach Nähe, Geborgenheit und Zuwendung angeboten wird, wird einem Paar statt einer Trennung oder Scheidung Lösungen zweiter Ordnung zu generieren ermöglicht. Ein wichtiger Schlüssel dabei ist die Entwicklung des Einzelnen zu sozial-bezogener Autonomie im Angesicht des Anderen.

Christine Kröger & Rudolf Sanders

Ausgabe 1/2021

Ausgabe 1 -2021

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Menschen, die ihren Arbeitsplatz wechseln mussten oder schon lange auf der Suche nach einem Arbeitsplatz sind, werden vom Jobcenter auch durch Weiterbildungsmaßnahmen gefördert. Dabei stellt sich die Frage, ob eigentlich die gleiche Weiterbildung für jedes Alter, also Menschen über 30 oder über 50, geeignet ist, obwohl doch klare Unterschiede bei der Energie, der Lernbereitschaft und -fähigkeit, der Motivation, der Zuverlässigkeit oder auch der Gesundheit zu bestehen scheinen. Und: Macht es eigentlich Sinn, Menschen mit einem unterschiedlichen Bildungs- und Alphabetisierungsniveau denselben Maßnahmen zuzuweisen? Dieser Frage stellen sich Mustafa Ghulam und Philipp Feistauer in ihrem Beitrag Weiterbildung und ihre Alterssensitivität. Sie plädieren für eine Evaluierung der Nachhaltigkeit und Gestaltung solcher Maßnahmen unter Berücksichtigung der Altersgruppe, des Qualifizierungsniveaus, des Berufsinteresses und selbstverständlich der nachvollziehbaren persönlichen Umstände (wie z.B. Kindererziehung, gesundheitliche Einschränkungen usw.) der Teilnehmenden.

In ihrem Beitrag Irgendwie anders – oder doch nicht? Hochbegabung in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung beschäftigt sich Nina Müller-Martin mit Besonderheiten, die sich aufgrund einer intellektuellen Hochbegabung bei erwachsenen Klientinnen und Klienten in der psychosozialen Beratung ergeben. Sowohl bei der Literaturrecherche als auch bei der Einordnung der empirischen Befunde bleiben viele Fragen offen und es zeigt sich, dass noch viel Forschungsbedarf zum Thema erwachsene Hochbegabte besteht. Unter der Annahme, dass eine intellektuelle Hochbegabung dem Leben eine besondere Färbung geben kann, wird ein Beratungsmodell entwickelt, das es Beraterinnen und Beratern ermöglichen soll, den Aspekt Hochbegabung unkompliziert in Beratungen zu berücksichtigen.

Die fachliche und kollegiale Auseinandersetzung über verschiedene Zugänge in der Beratung steckt nach wie vor noch in den Kinderschuhen. Einen Beitrag dazu leistet Peter Rottländer mit seinem Beitrag “Agency” und Ziele in der Paartherapie.  Eine Erwiderung auf die Rezension des Buches “Mentalisieren mit Paaren” in Beratung Aktuell 4/2020. Darüber hinaus formuliert Herbert Effinger eine Resonanz auf das Schwerpunktthema der letzten Ausgabe im Jahr 2020, der Vermittlung von Beratungskompetenzen im Hochschulkontext.

Wir freuen uns über diese beiden Reaktionen als einen Beitrag des gemeinsamen Ringes und der Auseinandersetzung mit Fragen gelingender Beratung.

Ihre

Rudolf Sanders & Christine Kröger

 

Ausgabe 4 /2020

Ausgabe 4 /2020

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in dieser Ausgabe von Beratung Aktuell steht die Vermittlung von Beratungskompetenzen im Hochschulkontext – insbesondere in sozialarbeiterischen Studiengängen – im Mittelpunkt. Das Dilemma ist schnell umrissen (vgl. Paulick & Wesenberg in ihrem Beitrag): Fast alle Sozial-arbeiter*innen stehen unmittelbar nach ihrem Studienabschluss vor der Herausforderung, Menschen in oft komplexen Belastungskonstellationen zu beraten – gleichzeitig umfassen die Curricula, zumindest in den Bachelorstudiengängen, meist nur wenige Semesterwochenstunden zu Beratung. Vor diesem Hintergrund nehmen die ersten beiden Artikel Lehrangebote im Bachelor Soziale Arbeit in den Blick, die auf die Entwicklung von Beratungskompetenzen abzielen. Mit den sich anschließenden Arbeiten weitet sich die Perspektive dann auf Angebote im Master und im Weiterbildungsbereich.

Das professionelle beraterische Handeln wird wesentlich von lebensgeschichtlichen Erfahrungen und persönlichen Haltungen geprägt. Aber wie kann Selbsterfahrung und Selbstreflexivität in der Hochschul-lehre angeregt werden und gelingen? In ihrem Beitrag Blind Date mit sich selbst – Hochschuldidaktische Zugänge zu Selbsterfahrung und Selbstreflexion als zentrale Elemente beraterischer Professionalität stellen Christian Paulick & Sandra Wesenberg – ausgehend von einem Kompetenzmodell beraterischer Professionalität – grundlegende konzeptionelle Annahmen und Elemente eines Moduls zu psychosozialer Beratung vor, dass die beiden als viersemestriges Projektmodul an der Alice Salomon Hochschule Berlin verwirklichen.

Christine Kröger & Michael Vogt präsentieren in ihrem Beitrag „…es kostet unglaublich viel Mut, Beratung in Anspruch zu nehmen“ die Konzeption des Begleitstudiums Beratung an der Hochschule Coburg vor. Dieses Angebot ist deutschlandweit einmalig und will besonders interessierte Studierende der Sozialen Arbeit befähigen, psychosoziale Beratungsprozesse im Sinne eines „modernen“ person und erfahrungsorientierten Zugangs zu gestalten. Das Besondere an dem didaktischen Konzept ist, dass beim Üben von Gesprächen „echte“ Beratungssituationen hergestellt werden, in denen die Studierenden, die als Klient*innen in ein Übungsgespräch gehen, eigene Anliegen einbringen. Die Evaluationsergebnisse der letzten 9 Jahrgänge zeigen nicht nur eine ausgesprochen hohe Zufriedenheit der Studierenden, sondern auch, dass vor allem die Selbsterfahrung, die authentischen Übungsgespräche und das Aufgehobensein in der Studiengruppe als bedeutsame Lernhorizonte eingeordnet werden.

Das Empathievermögen von Berater*innen ist zentral für das Gelingen von beratender Arbeit. Angela Gosch stellt in ihrem Artikel Empathie in der Beratung – Wie Bildungsgrad und sprachliche Ausdrucks-fähigkeit von Klientinnen und Klienten die Empathie Studierender beeinflussen die Ergebnisse einer Studie zum Empathievermögen von Studierenden (N = 422) aus zwei sozialarbeiterischen Studiengängen dar. Dabei interessierte vor allem, ob es für Studierende herausfordernder ist, sich empathisch in die Lebenssituation einer Klientin hineinzuversetzen, die ein niedrigeres Bildungsniveau und eine eingeschränkte sprachliche Ausdrucksfähigkeit mitbringt. Gerade vor dem Hintergrund von Forschungsbefunden, die zeigen, dass sich Klient*innen mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status in Beratungsprozessen eher missverstanden fühlen als Klient*innen mit einem höheren Bildungsniveau ist diese Frage spannend. Tatsächlich zeigt sich, dass die Studierenden tendenziell weniger verhaltensbezogene Unterstützungsangebote für die Gruppe mit niedrigem Bildungsstand und eingeschränkter sprachlicher Ausdrucksfähigkeit entwickeln.

Abgerundet wird diese Ausgabe dann von einer Arbeit von Günther Wüsten, die mit Soziale Ressourcen aktivieren aussagekräftig überschrieben ist. Der Aufsatz zeigt nicht nur die herausragende Bedeutung sozialer Ressourcen für die psychische und physische Gesundheit auf, sondern veranschaulicht gleichzeitig, wie soziale Ressourcen und soziale Unterstützung sensibel und gelingend gefördert und erfahrbar gemacht werden können.

Johanna Sieper, Mitbegründerin der Integrativen Therapie, hat ab den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts ganz neue Wege in der Arbeit mit Menschen aufgezeigt und ist diese zusammen mit Weggefährten wie Hilarion Petzold, Ilse Ort und Hildegund Heinl gegangen. Sie erhielt für ihre innovative erwachsenenbildnerische Arbeit am 15. Oktober 1998 das „Verdienstkreuz am Bande“ der Bundesrepublik Deutsch-land. Sie ist am 26. September 2020 gestorben. Gerne veröffentlichen wir einen Nachruf von Hilarion Petzold und Ilse Orth, in dem deutlich wird, wie Johanna Sieper durch ihr Tun auch die Beratungslandschaft wesentlich geprägt hat.

Mittlerweile gibt es Kinderbücher, die sowohl von der bildlichen als auch inhaltlich-symbolischen Gestaltung höchstes Niveau aufweisen. Einige können auch erwachsene Leser*innen bereichern und begeistern, wie z.B. das Buch von Anne Hassel & Eva Künzel Der kleine Hamster will nicht hamstern aus dem Carl-Auer-Verlag. Wie viele weitere aktuelle Neuerscheinungen finden Sie auch dieses Buch in den Besprechungen.

Viel Freude bei der Lektüre und vielleicht die eine oder andere Anregung!

Ihre

Christine Kröger und Rudolf Sanders

Ausgabe 3/2020

Ausgabe 3 – 2020

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in dieser Ausgabe wird Beratung aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet.

Der Ausgangspunkt professioneller Beratung ist Diagnostik. Dass die Disziplin der Sozialen Arbeit nicht mehr nur über eine eigene Diagnostik verfügen sollte, sondern tatsächlich verfügen kann, zeigen Margret Fischer, Lea Putz-Erath, Dorothea Kilk & Monika Zimmermann in ihrem Beitrag Wozu soziale Diagnostik? – Begriffsverständnis, Annahmen, Forschungsstand und Praxisbezug auf. Die Autorinnen legen ihrem Verständnis von sozialer Diagnostik ein systemisch-konstruktivistisches Menschenbild zugrunde und gehen von einem dynamischen Diagnostikverständnis aus, das soziale Diagnostik in ein prozesshaftes dialogisches Beratungsgeschehen einbindet.

Mit psychosozialer Arbeit verbindet sich die Herausforderung, die Wirksamkeit bzw. den Erfolg der Arbeit abzubilden, damit Ratsuchende wirklich das bekommen, was sie brauchen und vor allem keine Schädigung erfahren. Entsprechend zugespitzt haben Bühler und Groeger-Roth dies auf dem Präventionstag 2013 formuliert Brauchen wir eine „Rote Liste Prävention“? Was empfiehlt sich nicht in der Prävention?  Ein Weg der Evaluation kann darin bestehen, Routinedaten nutzbar zu machen. Diese Möglichkeit lotet Sebastian Ertl unter Frage Welchen Beitrag kann die Evaluation von Routinedaten für die Evidenzbasierung psycho-sozialer Interventionen leisten? Zum Nutzen von Sekundäranalysen von Daten aus Qualitätssicherungsmaßnah­men in psycho-sozialen Arbeitsfeldern für die Wirksamkeitsforschung Klinischer Sozialarbeit aus. Ein solcher Blick auf das Ergebnis psychosozialer Arbeit ist nicht nur unter ethischen Gesichtspunkten bedeutsam.  Auch im Hinblick auf Finanzierungsstrukturen und wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn dürfen Fragen nach der Wirksamkeit nicht länger vermieden oder gar ausklammert werden. . Nicht zuletzt dürfte esauch für Bera­ter*innen und psychosoziale Fachkräfte einen wichtigen Unterschied machen, ob man selber die eigene Arbeit „ganz gut findet“ oder ob dies durch empirische Daten untermauert werden kann.

Dieses Anliegen wird in dem Beitrag von Michael Märtens & Rebecca Pfeiffer Verantwortung in Beratung und Psychotherapie: Ist Beratung leichter als Psychotherapie? wieder aufgegriffen. Denn Beratung wird immer noch viel zu häufig als „kleine Schwester“ der Psychotherapie missverstanden, also als „leichter“ eingeordnet. Anhand einer Fragebogenerhebung finden sich aber keine bedeutsamen Unterschiede in der Wahrnehmung von Belastungen und Herausforderungen bezogen auf Verantwortung. Denn Beratungsarbeitskontexte reduzieren die Verantwortung nicht! Die gravierenden Unterschiede der Einstellungen erklären sich weniger aus der Profession. Sie müssen eher in Persönlichkeitsmerkmalen, dem Arbeitskontext und der professionellen Sozialisation gesucht werden.

Bei den Buchbesprechungen möchte ich Sie insbesondere auf das Thema Proxy – dunkle Seite der Mütterlichkeit, dem sich Ulrich Sachsse als Herausgeber widmet, hinweisen.

Viel Freude bei der Lektüre!

…vielleicht ist der ein oder andere Impuls für Ihre Professionalität zu finden.

Ihr Rudolf Sanders

(Bühler, A. & Groeger-Roth, F. 2013) https://www.praeventionstag.de/nano.cms/vortraege/id/2361