Ausgabe 4/2019

Direkter Link zur Ausgabe

Liebe Leserin und lieber Leser,

angestoßen durch meinen Wunsch und meine Vision, die Beratungsarbeit stärker wissenschaftlich zu fundieren, machte ich 1999 dem Junfermann Verlag in Paderborn den Vorschlag, dafür eine Zeitschrift zu realisieren. Ich bin dankbar, dass die Verantwortlichen in Paderborn dafür offene Ohren hatten und bis heute mit großem Engagement die Herausgabe von Beratung Aktuell unterstützen. Im Jahr 1999 wurde ein „Probelauf“ mit vier Ausgaben im Internet umgesetzt. Aufgrund des großen Interesses von Kolleg*innen entstand dann im Jahr 2000 die erste Printausgabe. Seit 2009 wird Beratung Aktuell durch die immer größer werdende Bedeutung des Internets ausschließlich als kostenfreie Open-Access Zeitschrift online zur Verfügung gestellt.

In einem guten erfrischenden und mich persönlich bereichernden Miteinander hat Notker Klann seit den ersten Überlegungen meine Idee unterstützt und wurde dann von 2006–2017 offiziell Mitherausgeber. Dankbar bin ich, dass sich dieses konstruktive Miteinander seit 2018 mit Christine Kröger fortsetzt.

Über die Rückmeldung von Frank Nestmann, der in den letzten Jahrzehnten die Beratungswissenschaft und -praxis maßgeblich geprägt und profiliert hat, habe ich mich besonders gefreut. Er schreibt:

„Dazu, dass Beratung Aktuell nun schon 20 Jahre existiert, möchte ich Ihnen – auch in guter Erinnerung an unsere Anfangsüber-legungen zur Etablierung des ersten und einzigen wirklich auf BERATUNG fokussierten Fachjournals in Deutschland – herzlich gratulieren. Das ist einfach toll und Ihr Riesenverdienst, für das Ihnen die Beratungswissenschaft, -praxis und -politik großen Dank schuldet.“

Als Abschluss für dieses Jubiläumsjahr veröffentlichen wir vier richtungsweisende Aufsätze aus der Anfangszeit, die sich in besonderer Weise mit der Identität und dem Profil von Beratung auseinandersetzen. Die ausgewählten Beiträge sind nicht nur aus historischer Perspektive interessant, sondern in ihren Kernaussagen auch heute höchst relevant.

In seinem Aufsatz Die Zukunft der Beratung macht Frank Nestmann darauf aufmerksam, dass Soziale Arbeit/Sozialpädagogik und Beratung eine lange gemeinsame Vergangenheit haben. Für ihre Zukunft sind sie theoretisch und praktisch aufeinander angewiesen. Soziale Impulse, Orientierungen und Modelle stehen im Zentrum einer eigenständigen psychosozialen Beratungsidentität, denn Beratung ist und bleibt grundlegende Methode sozialer und sozialpädagogischer Profession und Praxis.

Diese Sichtweise erweitert Peter Fiedler mit seinem Beitrag Beratung in der Psychotherapie? Ein Beitrag zur Diskussion am Beispiel der Behandlung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Er weist darauf hin, dass bei manchen Herausforderungen in der Psychotherapie gerade Beratung, verstanden als Patientenschulung, Anleitung, Supervision oder Coaching ein erfolgversprechender Weg der Behandlung sein kann.

Ausgehend von der Tatsache, dass in der Erziehungsberatung Kinder vorgestellt werden, dann allerdings eine Arbeit unter systemischer Perspektive nur das System behandelt, ergreift Nitza Katz-Bernstein in ihrem Aufsatz Kindzentrierte Therapie oder systemische Therapie. Paradox, Ergänzung oder Substitution? klar und deutlich Partei für das Wohl des Kindes.

Dass wir Berater*innen mit unserer Arbeit Anstöße geben und damit vor allem „einen Stein ins Rollen bringen“, verdeutlicht Dieter Schmelzer mit seinem Beitrag Hilfe zur Selbsthilfe – der Selbstmanagementansatz als Rahmenkonzept für Beratung und Therapie. Beratung will aktivieren, empowern und zur Entwicklung von Kompetenzen und Ressourcen einladen.

Dr. Rudolf Sanders